Wissenswertes

Wesen des Lipizzaners

Ursprungszuchtbuch

Die Definition der Merkmale der Rasse (nach dem Ursprungszuchtbuch)

Die Lipizzanerrasse ist eine der ältesten europäischen Pferderassen in Bezug auf Selektion, Tradition und Kultur.
Der Phänotyp der Lipizzanerrasse lenkt die Aufmerksamkeit auf seine Verwendung als Gebrauchspferd und er erweist sich als besonders geeignet zur klassischen Reitkunst („Hohe Schule”) und für das Gespannfahren.

  • Er ist ein äußerst ausdrucksvolles Pferd, seine Haltung ist adelig, das Gesamtbild harmonisch, der Rahmen mehr rechteckig als quadratisch.
  • Das bevorzugte Stockmaß des ausgewachsenen Pferdes liegt zwischen 153 und 158 cm.
  • Der Kopf ist ausdrucksvoll mit großen schwarzen Augen, breiter, leicht gewölbter Stirn, fein modellierter Kinnlade, kräftiger Ganasche mit genügend Freiheit, gerader oder leicht konvexer Nasenlinie.
  • Der Hals entspricht den Forderungen des Barock mit gebogener Oberlinie, hohem und kräftigem Ansatz und erhobener Haltung.
  • Die Oberlinie ist fließend mit mäßig hohem und mäßig langem Widerrist.
  • Die Schulter sollte kräftig, ausreichend lang und in einem Winkel zwischen 50° bis 65° zum entsprechend langen Oberarm sein.
  • Die Brust ist tief und breit.
  • Der Rücken ist breit, muskulös und gut geschlossen, die Lende ist kräftig.
  • Die Kruppe soll rund, kräftig und mit harmonischem Schweifansatz sein.
  • Er weist relativ kurze, kräftige, trockene Beine, klare Sehnen, kräftige Gelenke und harte, korrekt geformte Hufe auf.
  • Typisch und wichtig ist die höhere Knieaktion, die zur Eleganz, Harmonie und Schönheit des Paradetrittes beiträgt.
    Der Schritt ist energisch, elastisch, taktvoll und mit genügend Raumgriff. Das Hinterbein ist tragend und damit Voraussetzung für die gute Versammlungsfähigkeit der Lipizzanerrasse.

Der traditionelle Schimmelfaktor dominiert. Alle Farben sind zugelassen.
Charakteristika des Lipizzaners sind Härte, Ausdauer, Temperament, Genügsamkeit, Gelehrigkeit, Gangfreudigkeit, Gehorsamkeit, Willigkeit und Gutmütigkeit.

Bücher

Buchbesprechungen

Lipizzaner Hengststämme

Die züchterische Entwicklung der Rasse anhand barocker Quellen geschildert

Der Lipizzaner im Spiegel der Wissenschaft

Eine Sammlung wissenschaftlicher Arbeiten rund um das kaiserliche Pferd.

450 Jahre Spanische Hofreitschule

Besprechung des reich bebilderten Prachtbandes
Das Buch beim Verlag Edition Lammerhuber

Xenophon

Reitkunst – griechisch und deutsch von Dr. Klaus Widdra

Meine Lehrmeister die Pferde

Der ehemalige Leiter der Spanischen Hofreitschule Alois Podhajsky beschreibt seinen reiterlichen Werdegang.

Das Schicksal der weißen Pferde

Eine andere Geschichte des 20. Jahrhunderts
Frank Westermann C.H.Beck Verlag

Auf den Spuren der Lipizzaner

H. Nürnberg nimmt den Leser mit auf eine über 5000 km lange Reise.

Gesunde Pferdefütterung

Wichtige Fragen der Pferdefütterung verständlich erläutert

Geschichte der Lipizzaner

Geschichte der Lipizzaner

Die Lipizzanerzucht nahm ihren Anfang mit Erzherzog Karl von Inneröstereich, der

anno 1580 auf dem Karst im Dorff Lipitza einen Marstall und Stuterey anrichten, allda die besten Pferde gezogen und dem kayserlichen Hofe zugeführt werden. Es sind die auserwähltesten Pferde, so man findt, gehen und weiden sich auf lauter harten Steinen, da gar wenig Gras wächst. Wie magere Länder nach eine alten römischen Scribenten Gezeugnis die streitbarsten Einwohner gemeinlich behausen, also liefert auch magere Weide die tapfersten oder je dauerhaftesten und arbeitsamsten Pferde.

So der Krainer Historiograph Johann Weichard Freiherr von Valvasor 1689 in seinem Werk "Ehre des Herzogtums Krain".

An diesem Ort im kargen Karstgebirge sollten Prunk und Paradepferde gezogen werden, die bisher aufwendig importiert worden waren.
Diese "Spanischen Pferde" waren zu jener Zeit an allen Höfen Europas beliebt. Sie entsprachen mit ihren lebhaften Bewegungen und ihrer gleichzeitig guten Veranlagung zu Lektionen der Hohen Schule dem damaligen Bedürfnis der Herrschenden zur Selbstdarstellung, auf prächtigen in allen "Schulen" auf und über der Erde ausgebildeten Pferden. Seit Jahren wurden solche Pferde importiert, doch dies war nicht nur äußerst teuer sondern auch sehr verlustreich. Deshalb sollte durch eine eigene Zucht der Bedarf an repräsentativen Pferden für das Hofzeremoniell gedeckt werden.

In den folgenden Jahren wurden noch weitere Gestüte gegründet, um die große Nachfrage zu befriedigen. Zunächst war es jedoch gar nicht so sicher, ob die ersten spanischen Pferde den Umweltbedingungen des Karsts gewachsen sein würden. Doch durch die harten Aufzuchtbedingungen und die damit verbundene strenge Selektion entwickelte sich ein harter und genügsamer Pferdetyp. Es folgten weitere Importe iberischer, neapolitanischer und dänischer Pferde. Die neu geschaffene Rasse wurde als spanische Pferde "Karster Race" bezeichnet. Erst zur Zeit des I. Weltkriegs erhielt sie den Namen Lipizzaner. Die wechselhafte Geschichte des Lipizzaners ist eng mit dem österreichischen Kaiserhaus verbunden. Die Bindung an das Hofzeremoniell der österreich-ungarischen Monarchie sowie der ununterbrochene Einsatz an der Spanischen Hofreitschule, die als Hüter der klassischen Reitkunst fungierte, haben dem Lipizzaner, trotz Flucht und Vertreibung, auf Grund verschiedener kriegerischerAuseinandersetzungen und damit verbundener Verluste, bis zum Ende des I. Weltkriegs ein Überleben gesichert.

Erst danach begann die Zeit in der der Lipizzaner um sein Überleben bangen musste. Dies lag unter anderem im mangelnden Austausch unter den Gestüten begründet. Sie waren nun nicht mehr unter einheitlicher Leitung zusammengefasst, sondern auf nationaler Ebene isoliert. Diese Insellage verstärkte sich in den osteuropäische Gestüten insbesondere nach dem II. Weltkrieg.

Der Fall des "Eisernen Vorhangs" und die Öffnung der europäischen Staaten untereinander sowie die Gründung einer Internationalen Dachorganisation der Lipizzan International Federation (LIF) machten erneut den Austausch von Zuchttieren möglich und bedeuteten eine neue Chance für diese alte Rasse.

Bereits 1915 waren die Pferde aus Lipica nach Laxenburg bei Wien und in das Gestüt Kladruby verlegt worden. Seit 1920 haben die Lipizzaner im österreichischen Bundesgestüt Piber eine neue Heimat gefunden. Dort befand sich bereits seit 1789 ein kaiserliches Gestüt, nach dem die ehemalige Domäne des Stifts St.Lambrecht aufgelöst worden war. In Piber wird das Ursprungszuchtbuch der Lipizzanererasse weitergeführt.

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